Gummi geben für die Zukunft
Die umweltfreundliche Altreifenentsorgung ist eine nicht zu unterschätzende ökologische Herausforderung. Jedes Jahr fallen etwa 600.000 Tonnen Altreifen an:
Nimmt man ein Durchschnittsgewicht von 10 kg pro Reifen an, sind das annähernd 60 Millionen Altreifen, die entsorgt werden müssen, damit der Berg nicht irgendwann ins Unendliche wächst.
Beim Entsorgen von Altreifen muss Nachhaltigkeit das oberste Gebot sein. Um Schäden für Mensch und Umwelt zu vermeiden, ist es unerlässlich, Altreifen bei zertifizierten Betrieben zu entsorgen. Diese Betriebe sorgen dafür, dass die Altreifen der bestmöglichen Verwertung zugeführt werden und wertvolle Rohstoffe so lange wie möglich im Wertstoffkreislauf bleiben.
Illegale Ablagerungen bringen zahlreiche Gefahren und Nachteile mit sich und sind zudem strafbar. Darüber hinaus sind sie unnötig: Bei einem Reifenwechsel können die alten Reifen beim Händler oder in der Werkstatt abgegeben werden. Fahrzeugbesitzer sollten sich vorab vergewissern, dass die Betriebe sich um eine seriöse Entsorgung der Altreifen kümmern.
Verschiedene Möglichkeiten der Aufbereitung und Entsorgung von Altreifen
Zum Glück gibt es verschiedene Möglichkeiten, dem wachsenden Problem des hohen Altreifenaufkommens Herr zu werden. Eine gängige Verwertungsmethode ist der Export: Reifen mit ausreichend Profil können in Länder exportiert werden, in denen weniger strenge Regelungen herrschen oder Fahrzeuge aufgrund des schlechten Zustands der Straßen nur mit geringer Geschwindigkeit unterwegs sind.
Die Reifen werden dort einfach weiter genutzt. Eine weitere Verwertungsform ist die Runderneuerung: Abgefahrene, aber ansonsten intakte Reifen, erhalten eine neue Lauffläche und können wiederverwendet werden. Der Anteil der runderneuerten Pkw-Sommerreifen in Deutschland ist mittlerweile unbedeutend unter 1 %.
Die runderneuerten Nfz-Reifen in Deutschland machen einen Anteil von knapp 30 % des Nfz-Reifenersatzmarktes aus. Pro Jahr werden im ganzen EU-Raum mehr als 15 Millionen Lkw- und Busreifen eingesetzt. Davon sind etwa 8 Millionen Neureifen und mehr als 6 Millionen Runderneuerte. Reifen, die sich nicht für den Export oder die Runderneuerung eignen, werden entweder thermisch entsorgt, das heißt für den Energiegewinn industriell verbrannt, oder zu Gummimehl und -granulat verarbeitet. Gummimehl ist ein ungeheuer vielseitiger Werkstoff, für den immer neue Anwendungsbereiche gefunden werden.
Know-how ist unentbehrlich
Um die Altreifen ihrer jeweiligen neuen Bestimmung zuzuführen, müssen sie in den zuständigen Entsorgungsbetrieben zunächst genau begutachtet und sortiert werden: eine verantwortungsvolle Aufgabe und Grundvoraussetzung für eine nachhaltige Entsorgung oder ressourcenschonende Wiederaufbereitung. Aber auch für die anschließende Verarbeitung zu Gummimehl sind technisches Know-how und die entsprechenden Anlagen nötig. Reifen bestehen nicht nur aus Gummi, sondern auch aus Metall und Textilfasern. Bevor das Gummi gemahlen werden kann, müssen diese Wertstoffe voneinander getrennt werden. Erst danach wird es, je nach späterem Verwendungszweck, zu grobem Granulat oder zu feinem Mehl verarbeitet.
Wenn es um Nachhaltigkeit geht, ist beim Entsorgen von Altreifen die Ressourcenschonung eine wichtige Maßnahme. Durch ihre Expertise gewährleisten zertifizierte Entsorgungsbetriebe, dass abgefahrene Reifen so lange wie möglich im Wertstoffkreislauf bleiben. Im Sinne der Kreislaufwirtschaft kann so beispielsweise das Gummi aus Altreifen, wenn diese sich nicht mehr für die Runderneuerung eignen, zu neuen Produkten verarbeitet werden.
Auch Gemeinden und Kommunen müssen ihrer Verantwortung für eine Klimaverbesserung nachkommen, wenn es darum geht, Altreifen der Endverbraucher fachgerecht zu entsorgen. Öffentliche Betriebshöfe arbeiten meist mit Entsorgungsbetrieben zusammen, da sie nicht genug eigene Kapazitäten für die Entsorgung haben. Damit Bürgerinnen und Bürger ihre Altreifen sicher entsorgt wissen, sollten Gemeinden und Kommunen mit zertifizierten Entsorgern zusammenarbeiten.
Gummimehl: Werkstoff mit Zukunft
Gummimehl wird heute u. a. im Straßenbau eingesetzt, wo er als Asphaltbeimischung für höhere Stabilität und Flexibilität sorgt. Auf Sport- und Spielplätzen kommt das weiche Material bei der Gestaltung von federnden, gelenkschonenden Laufbahnen oder als Fallschutz zum Einsatz.
Außerdem wird es zur Produktion von Dichtungen, Ummantelungen, Klebemitteln, Füllstoffen und sogar Schuhsohlen verwendet. Weitere Einsatzgebiete werden erprobt: So hofft man etwa, den Werkstoff zukünftig bei der Konstruktion von Wasserfiltern nutzen zu können.
Wer weiß, wozu ausgediente Reifen irgendwann noch gut sein können? Voraussetzung, dieses verborgene Potenzial von Altreifen in Zukunft nutzen zu können, ist die fachgerechte Altreifenentsorgung.