Aufgrund des widerstandsfähigen Gummimaterials ist die stoffliche Wiederverwertung von Altreifen sehr aufwendig. Die Industrie hat hohe Anforderungen an recyceltes Gummi; es muss den jeweiligen Anforderungen genau entsprechen. Bei der stofflichen Verwertung werden Altreifen in Schredder- und Granulat-Anlagen zerkleinert und zu Gummimehl– oder granulat verarbeitet. Die aus der stofflichen Verwertung gewonnenen Produkte können zum Beispiel für Kunstrasen, Asphalt oder Sportplätzen oder Dichtmaterialien wiederverwendet werden.
Damit Altreifen in ihre drei Hauptbestandteile Gummi, Textilfasern und Metall getrennt werden können, muss der Altreifen so zerkleinert werden, dass er eine Körngröße von fünf Milimeter hat. Dies geschieht in drei Schritten: Zunächst findet eine Vorzerkleinerung auf 50 bis 150 mm in den Rotorscheren bzw. im Zweischwellen-Schredder statt. Dann erfolgen Aufschluss und Nachzerkleinerung der Reifenschnitzel im Granulator. Durch eine Kombination aus Schneiden, Reißen und Quetschen wird das Material in seine Einzelteile zerkleinert. Das Mahlgut hat eine Größe von 5 bis 10 mm. Im dritten Schritt, der Feinvermahlung, wird das Gummigranulat nach dem Entfernen von Textilfasern und Stahl auf die gewünschte Größe gemahlen. Hierbei wird zwischen warmer Vermahlung und kryogener Vermahlung unterschieden. Bei der kryogenen Vermahlung wird der Prozess auf bis zu –100°C runtergekühlt. Dabei wird das Material spröde gemacht und so in seine Einzelteile zerlegt.
Pyrolyse – chemische Verwertung
Ein weiterer Weg, Reifen zu recyclen, ist die Reifen-Pyrolyse. Die Pyrolyse ist ein chemisches Rückgewinnungsverfahren, bei dem ganze oder geschredderte Reifen in Pyrolyse-Werken unter Ausschluss von Sauerstoff auf 400 bis 600 Grad erhitzt werden, aber keine Verbrennung stattfindet. Während des Pyrolyse-Prozesses werden die Bestandteile des Reifens thermisch zersetzt.
Ein wertvolles Produkt der Reifen-Pyrolyse ist Industrieruß (engl. Carbon Black), der für die Herstellung von Reifen benötigt wird. Durch den Pyrolyse-Prozess wird der Industrieruß aus den Pneus zurückgewonnen und kann wieder für die Produktion neuer Reifen genutzt werden. Zudem werden Gase, Öle und Koks freigesetzt, die energetisch wiederverwertet werden können. Auch Stahl wird durch die Pyrolyse zurückgewonnen und kann wieder dem Produktionsprozess zugeführt werden.