Zukunft Altreifen: DBU-Workshop schafft ein Netzwerk mit neuen Ideen zum Recycling

Osnabrück/Bonn, 14.10.2019      Mit insgesamt 27 Experten aus unterschiedlichen Fachrichtungen, Organisationen, Verbänden und Unternehmen trafen sich höchst unterschiedliche Akteure Anfang September zu einem inspirierenden Workshop. Geladen hatten die Zare-Partner der im Bundesverband Reifenhandel und Vulkaniseur-Handwerk e.V. (BRV) organisierten zertifizierten Altreifenentsorger (Zare) und die Deutsche Bundesstiftung Umwelt (DBU), um über die Zukunft der Altreifen zu diskutieren.

So unterschiedlich die Herkunft der allesamt hochkarätigen Fachteilnehmenden war, so einhellig fiel in der Nachbesprechung das Urteil aus: Die Veranstaltung war in höchstem Maße gelungen. Der Workshop im Hause der DBU war ein Kick-Off zum anspruchsvollen Thema der zukünftigen Altreifenentsorgung und brachte nicht nur diverse Fachbereiche, Branchen und Akteure an einen Tisch, sondern auch die ersten Ideen für gemeinsame Lösungsansätze zu Tage. Ziel der Initiative ist es, dieses entstehende Netzwerk enger zu knüpfen und gemeinsame Lösungen zu erarbeiten.

In den Einführungsvorträgen des Workshops wurde deutlich, dass sich die Situation im Laufe des Jahres weiter verschärft hat, statt sich zu entspannen. Die weiteren Präsentationen und Diskussionen förderten erste Bestandsaufnahmen und Lösungsansätze zu Tage, sich der Problematik des Altreifenbergs zu stellen. Der politische Wille ist im Kreislaufwirtschaftsgesetz vorgegeben und zielt auf die komplette Wiederverwertung des Wertstoffs Altreifen in neuen Reifen ab. Die ersten Ergebnisse des Workshops brachten die Erkenntnis, dass hierfür mehrere Stellschrauben im System angepasst werden müssten. Für die hundertprozentige Wiederverwertung müssten diverse Kriterien bereits bei der Reifenherstellung berücksichtigt werden, um die Reifen 100 % recycelbar zu gestalten.

Wiederverwendung leidet unter schlechtem Image
Reifenhersteller wiederum richten sich nach Vorgaben, die hauptsächlich von Kraftfahrzeugherstellern festgelegt werden. Dass das System im Wandel ist, bescheinigen dabei neue Bewertungen der großen Hersteller. Die Daimler AG achtet bei Zulieferern verstärkt darauf, dass diese die ökologische Darstellung liefern können.

Weitere Ansätze in der Fachdiskussion waren die Hebel, an denen in der Verwertungskette angesetzt werden kann, darunter die Runderneuerung, die rohstoffliche Verwertung, die energetische sowie die stoffliche Verwertung. Der Runderneuerung von Altreifen liegt eine einfache Rechnung zu Grunde: bei doppelter Nutzung eines Produkts entsteht halb so viel Abfall. Mit etwa 30 Prozent des Energiebedarfs einer Reifenneuproduktion und einem geringen Anteil neuen Rohmaterials entstehen runderneuerte Reifen. Obwohl die Technologien und der Verwertungsprozess bewährt sind, leidet die Runderneuerung nach einhelliger Meinung unter einem Imageproblem, weshalb nur etwa 5,3 Prozent aller Altreifen auf diese Weise verwertet werden können.

Innovatives Recycling vor rohstofflicher Verwertung
Das Fazit in der Betrachtung der rohstofflichen Verwertung fiel zu diesem Zeitpunkt ernüchternd aus. So bietet das aufwändige Verfahren der Pyrolyse Potenziale, kann zur Zeit aber nicht wirtschaftlich umgesetzt werden. Der bedeutendere Hebel liegt bei der energetischen Wandlung. In absehbarer Zeit wird dem Altreifenberg sinnvoll nur durch diesen Einsatz entgegengewirkt werden können. Trotz fortgeschrittener Filtertechniken und Entsorgungsverfahren ist die stoffliche Verwertung nach aktuellem Forschungsstand der thermischen vorzuziehen.

Das Recycling von Altreifen findet bereits breitgefächert statt. Hierzu gehören diverse Branchen, wie die Kunststoff- und Gummiindustrie, die Bau- und chemische Industrie. Das Granulat wird beispielsweise für Dämmschutz im Bau und in der Füllung von Kunstrasen eingesetzt. Leider zeichnen sich laut den Fachleuten Hürden für diese Anwendungen ab, obwohl ihnen viel Potenzial beigemessen wird. Der politische Wille zielt laut Koalitionsvertrag auf die Weiterentwicklung der Kreislaufwirtschaft und damit auf die Erneuerung und das Recycling von Produkten vor der neuen Herstellung ab. Dennoch herrscht Unsicherheit, ob der Prozess durch nicht umsetzbare Umweltauflagen und andere Schutzbestimmungen gebremst wird.

Unterm Strich bestätigten die Diskussionsergebnisse die politischen Aufgaben im Bereich der Altreifenproblematik. Allen voran bedarf es mehr Innovationskraft und dementsprechende Forschungsförderung. Gerade der rechtliche Rahmen muss klar vorgegeben sein, darin herrschte auf dem Workshop Einigkeit. Ein weiteres Ziel ist, für mehr Akzeptanz bei Industrie und Käufern zu werben. Der Workshop „Zukunft Altreifen“ war zur Förderung dieser Entwicklung ein erster bedeutender Schritt in der Diskussion um den Weg der Altreifenentsorgung.

Teilnehmende Organisationen der DBU/ZARE-Veranstaltung
• Deutsche Bundesstiftung Umwelt (DBU)
• Biochemisches Institut für Umweltcarcinogene Prof. Dr. Gernot Grimmer-Stiftung Hochschule Osnabrück
• Bundesanstalt für Straßenwesen (BASt)
• Bundesverband Reifenhandel und Vulkaniseur-Handwerk e.V. (BRV)
• Bundesverband Sekundärrohstoffe und Entsorgung e.V. (bvse)
• ENVERUM Ingenieurgesellschaft für Energie- und Umweltverfahrenstechnik mbH
• Evonik Resource Efficiency GmbH
• Fraunhofer-Institut für Umwelt-, Sicherheit- und Energietechnik
• Initiative ZARE
• INTECUS GmbH Abfallwirtschaft und umweltintegratives Management
• Re-Match
• RWTH Aachen
• Technische Universität Chemnitz
• Thinking Circular
• Umweltbundesamt Dessau
• Wirtschaftsverband der deutschen Kautschukindustrie e.V. (wdk)

Über die Initiative Zare
Die Initiative Zare ist ein Zusammenschluss von 15 im Bundesverband Reifenhandel und Vulkaniseur-Handwerk e.V. (BRV) zertifizierten Altreifenentsorgern, die es sich zur Aufgabe gemacht hat, das Bewusstsein für fachgerechte Reifenentsorgung und -verwertung in Deutschland zu stärken. Zare informiert über die umweltgerechte Altreifenentsorgung und
-verwertung. An 27 Standorten decken die Zare-Partner Deutschland, die Niederlande und Österreich nahezu flächendeckend ab.

Die Partner der Initiative sind:
Allgemeine Gummiwertstoff und Reifenhandels GmbH, Bender Reifen Recycling GmbH, CVS Reifen GmbH, Danninger OHG Spezialtransporte, Hartung Speditions-, Handels- und Transport GmbH, HRV GmbH, KARGRO B.V., KRAIBURG Austria GmbH & Co. KG, KURZ Karkassenhandel GmbH, Mülsener Rohstoff- und Handelsgesellschaft mbH, REIFEN DRAWS GmbH, Reifengruppe Ruhr / RGR, REIFEN OKA, Reifen Recyclingbetrieb Brenz GmbH, RuLa – BRW GmbH

 

Pressetext als Worddokument zum Download

Pressetext als PDF-Datei zum Download

Teile diese Meldung