Mit der neuen EU-Abfallverbringungsverordnung (2024/1157) beginnt eine neue Ära für das Altreifenrecycling in Europa. Ab Mai 2026 gilt ein Exportverbot für nicht gefährliche Abfälle – darunter auch Altreifen – in Nicht-OECD-Staaten, sofern diese nicht nachweislich die strengen EU-Umweltstandards erfüllen. Diese Maßnahme wird weitreichende Auswirkungen auf die Altreifenbranche haben – und eröffnet laut der Allianz Zukunft Reifen (AZuR) große Chancen für eine nachhaltige Kreislaufwirtschaft in Deutschland und Europa.
800.000 Tonnen bleiben künftig in Europa
Bis zu 800.000 Tonnen gebrauchter Reifen, die bisher vor allem nach Indien oder Marokko exportiert wurden, verbleiben künftig in der EU. Das schafft neue Potenziale für die stoffliche und chemische Verwertung unter kontrollierten Bedingungen. Insbesondere in Deutschland könnten über 100.000 Tonnen Altreifen zusätzlich jährlich dem Recycling zugeführt werden – ein enormer Hebel zur Stärkung der heimischen Verwertungswirtschaft.
Rückenwind für innovative Recyclingtechnologien
Mit dem erhöhten Altreifenaufkommen in Europa steigen auch die Chancen für moderne Recyclingverfahren. Thermolytische Technologien ermöglichen es, wertvolle Sekundärrohstoffe wie Öl (TPO) oder Industrieruß (rCB) aus Altreifen zu gewinnen – und das mit hoher Klimaverträglichkeit. AZuR sieht hierin eine zentrale Chance, die Transformation hin zu einer ressourcenschonenden und klimafreundlichen Mobilität zu beschleunigen.
Mehr Transparenz und Planungssicherheit
Die neue EU-Verordnung bringt nicht nur strengere Anforderungen mit sich, sondern sorgt auch für mehr Klarheit entlang der gesamten Lieferkette. Für den Export in Nicht-OECD-Staaten gelten künftig strikte Nachweispflichten. Länder müssen bis Februar 2025 eine Zulassung beantragen; jede importierende Firma durchläuft zusätzlich ein unabhängiges Audit. Auch für den Export in OECD-Staaten – wie z. B. die Türkei – gelten künftig Melde- und Überwachungspflichten.
Ein industriepolitisches Signal
Die Allianz Zukunft Reifen begrüßt die neue Verordnung ausdrücklich: „Endlich besteht die Möglichkeit, bislang exportiertes Material unter europäischen Umweltstandards zu verwerten und gleichzeitig die inländische Recyclingwirtschaft zu stärken“, erklärt Christina Guth, Koordinatorin des AZuR-Netzwerks. Die klare Regulierung schafft faire Wettbewerbsbedingungen und fördert Investitionen in zukunftsfähige Verwertungstechnologien.
ZARE schließt sich dieser Einschätzung an: Das Exportverbot für Altreifen ist nicht nur ein umweltpolitischer Meilenstein, sondern auch ein industriepolitisches Signal. Es bietet die einmalige Gelegenheit, Europa als Vorreiter einer funktionierenden Kreislaufwirtschaft im Reifensektor zu positionieren – nachhaltig, transparent und zukunftssicher.
Quelle: AZuR-Netzwerk
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